"Auf einem guten Weg"


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„Auf einem guten Weg“
Um zukunftsfähig zu sein, gestaltet das Bistum Limburg einen Kulturwandel, stellt seine Organisation komplett neu auf und plant neue Wege der Beratung und Entscheidung. Auf dem Trafo-Kongress „Veränderung miteinander gestalten“ am 29. und 30. Oktober haben sich nun mehr als 320 Ehren- und Hauptamtliche mit dieser Zukunftsvision der Diözese befasst. Digital am Bildschirm und live in der Eventlocation Fredenhagen in Offenbach sind Ergebnisse, Modelle und Strategien aus dem sogenannten Transformationsprogramm der vergangenen zwei Jahre diskutiert und mit vielen Perspektiven angereichert worden. Ziel dieser Transformation ist es, dem Auftrag der Kirche, nämlich den Willen Gottes für die Menschen da zu sein und ihr Leben durch die Begegnung mit der frohen Botschaft des Evangeliums zu bereichern, gerecht zu werden. Diesem Ziel näher zu kommen, ist beim Trafo-Kongress gelungen.
Isabell Röll, ehrenamtliche Vorsitzende des Bunds der Deutschen katholischen Jugend (BDKJ) im Bistum Limburg, setzt dabei auf das Engagement der Jugendverbände, denn die Jugend sei die Zukunft der Kirche. „Wir brauchen Strukturen und Mut, Jugendliche abzuholen und sie für die Sache Jesu und die Kirche zu gewinnen. Wenn uns das nicht gelingt, geht die Kirche irgendwann unter, weil junge Menschen keinen Sinn und Zweck mehr sehen, in der Kirche zu sein und deshalb austreten“, sagt Röll. Ihr hat die Atmosphäre auf dem Kongress und die Eventlocation, die ehemalige Industriehalle, gut gefallen. Hier sei es leicht gefallen, miteinander ins Gespräch zu kommen und wichtige Zukunftsthemen in den Blick zu nehmen.
JUNGE LEUTE SOLLEN AUCH IN JAHRZEHNTEN NOCH HEIMAT IN DER KIRCHE FINDEN
Die Atmosphäre bei der Veranstaltung hat auch Philipp Mühlau von der Jugendkirche Jona in Frankfurt begeistert. Er sagt: „Ich hatte schon damit gerechnet, dass wir alle stock und steif in Reihe sitzen und Spalierstehen, wenn der Bischof kommt“. Diese Befürchtung habe sich zum Glück nicht bewahrheitet. „Es ist komplett anders. Es ist locker, sehr prozessorientiert und fokussiert“, sagt der Jugendbildungsreferent. Er habe den Eindruck, sich gut einbringen und mitgestalten zu können. Dies sei wichtig, denn Jugendliche sollen auch in Jahrzehnten noch ihre Stimme in die Kirche einbringen und Heimat im Glauben finden können. Darum gehe es ihm.
Für Pfarrer Andreas Fuchs ist der Kongress eine unheimlich spannende Angelegenheit. „Ich habe im Transformationsprogramm mitgearbeitet und bin dementsprechend gespannt, welche Resonanz es auf die Arbeitsergebnisse gibt“, so der Bezirksdekan des katholischen Bezirks Limburg. Für ihn hat Fredenhagen, die alte Industriehalle, etwas erschreckend Symbolhaftes. Hier habe der Niedergang einer Industrie stattgefunden. Das Gebäude habe als Eventlocation neues Leben bekommen. Auch in der Kirche sei der Niedergang klar erkennbar. Eine neue Gestalt müsse erst noch heranreifen. „Vielleicht kann der Kongress zu einer `Phönix aus der Asche Situation‘ werden und wir kommen anders aus den Beratungen heraus, als wir hereingegangen sind und die es bisher so nicht gab“, sagt Fuchs. Ihm sei es wichtig, dass beim Nachdenken über die Zukunft von Glaube und Kirche die Menschen einbezogen würden, die nicht mehr zum Kernbereich der Kirche gehörten. Er glaubt, dass man viel mehr nach relevanten Themen suchen und darüber mit den Menschen sprechen müsse. „Als Kirche müssen wir uns viel stärker unter die Menschen mischen. Wir haben die Aufgabe, ihnen das Evangelium näher zu bringen. Unsere künftigen Strukturen müssen weit sein und dürfen diesen Auftrag nicht zu sehr beschränken“, appelliert Fuchs.
Als „ausgezeichnet“ hat Gerhard Glas die Stimmung und die Beratung beim Kongress erlebt. Er ist Mitglied in der Diözesanversammlung, im Diözesansynodalrat, im Kirchensteuerrat und hat im Transformationsprogramm mitgewirkt. Er resümiert: „Die Atmosphäre war sehr kreativ. Es waren viele Menschen miteinander im Gespräch, die sonst wenig Gelegenheit dazu haben. Wir haben sehr ernsthaft und kenntnisreich miteinander diskutiert.“ Ihm sei klar geworden, dass es im Transformationsprogramm in einigen Handlungsfeldern zu Ergebnissen gekommen sei, die schon sehr ausgearbeitet seien. Bei anderen Themen müsse man noch mal sehr grundsätzlich nacharbeiten.
Genau dieses Nacharbeiten wird es nun geben, erklärt Juliane Schlaud-Wolf, Bischöfliche Beauftragte für Kirchenentwicklung. Der Kongress war der Auftakt, eine neue Form der Beratung auszuprobieren und der Beginn eines Beratungsweges, der nun weitergehe. Für sie war der Kongress ein voller Erfolg. „Ich habe so viele verschiedene Menschen, viele Perspektiven, viele Funktionen und Ideen erlebt. Ich habe Vielfalt erlebt“, so die Theologin. Die Industiehalle als Ort des Kongresses sei einfach cool gewesen. Sie wirke wie ein Rohbau, indem noch nichts fertig sei, so wie auch die Ergebnisse des Transformationsprogramms, die jetzt weiter bearbeitet würden.
„Wir müssen an alle Ergebnisse aus dem Transformationsprogramm der vergangenen zwei Jahre noch mal ran. Das war ja auch allen klar und das ist gut so“, erläutert auch Bischof Dr. Georg Bätzing. Für ihn war der Kongress eine wichtige Erfahrung und er sei sehr zufrieden mit der Beratung. Die Teilnehmenden hätten erlebt, dass sie wirklich mitgestalten könnten und dass im Vorfeld noch keine Entscheidungen getroffen worden seien. „Der Kongress war kein Fake. Ich meine es ernst und ich binde mich an die Ergebnisse aus der Beratung“, sagt Bätzing. Für ihn brauche es jetzt den guten Austausch in den kurialen und synodalen Gremien auf Entscheidungen hin. Es brauche eine Vergewisserung darüber, wo es inhaltlich hingehen solle und welche Schwerpunkte, aber auch Leichtpunkte, perspektivisch gesetzt werden sollten. „Die Ergebnisse müssen jetzt realitätstauglich gemacht werden. Dafür braucht es die Beteiligung vieler“, so Bätzing.
NICHT ALLES FRIEDE, FREUDE, EIERKUCHEN
Das es Kontroverse und nicht nur Friede, Freude, Eierkuchen gab, war angesichts der Ernsthaftigkeit der Ergebnisse aus dem Transformationsprogramm und der Tragweite der Entscheidungen, die in den kommenden Monaten getroffen werden müssen, klar. „Es war gut, dass wir viel diskutieren konnten. Transformation verlangt von uns allen viel. Ich bin froh und gehe positiv gestimmt vom Kongress nach Hause. Ich habe erlebt, dass hier die richtigen Themen und Fragestellungen für die Zukunft der Kirche im Raum waren. Das zeigt mir, dass wir auf einem guten Weg sind“, resümiert David Schulke von der Villa Gründergeist im Bistum Limburg.
„Die Richtung stimmt“, sagt auch David Heun von der Stabsstelle Inklusion in der Diözese. Er fahre total motiviert zurück. „Die Themen, die wir hier bearbeitet haben, werden uns weiterbringen und dafür sorgen, dass das Ehrenamt mehr unterstützt wird. Das wird der Kirche gut tun“, sagt Heun.
Das Ehrenamt steht auch im Focus von Ingeborg Schillai. Sie ist die Präsidentin der Limburger Diözesanversammlung und steht somit an der Spitze der gewählten Vertretung der Laien im Bistum Limburg. „Wir müssen im Transformationsprozess noch ganz dicke Bretter bohren. Das Handlungsfeld kuriale und synodale Beratungs- und Entscheidungsprozesse hatte zu wenig Zeit bislang und hier müssen wir weiter ran“, sagt Schillai. Ihr ist wichtig, dass die Mandatsträger im Bistum wissen, dass sie weiter mitberaten und sich einbringen können. Noch seien keine Entscheidungen getroffen.